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Ich über mich | Olympia 1972 | Essener Songtage 1968 |
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Fremdwörter: Bedrohung oder Bereicherung? Fremdwörter sind [...] ein
wichtiger, ja unverzichtbarer Bestandteil des deutschen Wortschatzes.
Die deutsche Sprache kam – wie jede andere Sprache der Welt – zu keiner
Zeit ohne Fremdwörter aus; sie erfüllen verschiedene wichtige
Funktionen im Rahmen der alltäglichen wie der fachspezifischen
Kommunikation. Fragwürdig
kann der Gebrauch von Fremdwörtern dort werden, wo die Gefahr
besteht, dass sie Verständigung
und Verstehen erschweren, wo sie der Überredung oder Manipulation
(z. B. in der Sprache der Politik oder der Werbung) dienen oder wo
sie lediglich als intellektueller
Schmuck oder sogar aus purer
Nachlässigkeit und Gedankenlosigkeit (weil ein deutsches
Wort »gerade nicht zur Hand« ist) verwendet werden.
Freilich sind dies Funktionen der Sprache, die sie durchaus auch
mithilfe von einheimischen Wörtern erfüllen kann, sodass es
sich hier nicht um ein spezifisches Fremdwortproblem handelt. Ein falscher oder auch nur
salopp-umgangssprachlicher Gebrauch von Fremdwörtern kann indes,
sofern er sich allgemein durchsetzt, zu einem Bedeutungswandel
führen, so dass er unter dem Aspekt einer spezifischen
Fremdwortadaption durch die deutsche Sprachgemeinschaft zu sehen ist.
Ein solcher Bedeutungswandel kann oft bis zur völligen
Inhaltsumkehrung gehen. Das macht beispielsweise die Geschichte der
Wörter formidabel (von ›furchtbar, entsetzlich‹ zu
›großartig‹) und rasant (von ›flach, gestreckt‹ zu ›sehr
schnell, schneidig‹) deutlich. Eine Gefahr der
»Überfremdung« der deutschen Sprache, wie sie seit dem
17. Jh. in fast regelmäßigen Abständen und so auch
neuerdings wieder von bestimmter Seite befürchtet wird, bestand
nie und besteht auch in Zukunft nicht. Die Aufnahme neuer und das
Aussterben alter Fremdwörter hält sich seit Jahrhunderten
nahezu die Waage. Daran haben selbst die Massenmedien des 20. Jh.s,
denen bei der Verbreitung von fremdem Wortgut eine besondere Rolle
zugesprochen wird, nichts geändert. http://duden.de/produkte/downloads/fremdwort9_bereicherung.pdf#search=%22%22Fremdw%C3%
B6rter%3A%20Bedrohung%20oder%22%22 |
Ein ständiges Geben und Nehmen: Fremdwörter im sprachlichen Kontakt Kulturelle und sprachliche Kontakte und
Einflüsse gehören zu den Grundgegebenheiten historischer
Entwicklung. Durch Handel, Eroberung und Kolonialisierung, später
auch durch Missionsbestrebungen kamen Menschen seit jeher miteinander
in Berührung. So werden heute gelegentlich - dies allerdings fast
ausschließlich in Deutschland - Wörter nach
englischem Muster gebildet, ohne dass es sie im englischsprachigen Raum
überhaupt gibt. Man spricht dann von Scheinentlehnungen (Twen,
Handy, Showmaster) und Halbentlehnungen mit neuen Bedeutungen (Herrenslip,
engl. briefs). Wer solche Neubildungen als
sprachlich-kulturelle Rückgratlosigkeit (»linguistic
submissiveness«) deutet, übersieht, dass es sich um ein
legitimes und seit Jahrhunderten bewährtes Mittel der
Sprachbereicherung handelt. Die meisten Termini der wissenschaftlichen
Fachsprachen sind solche Schein- oder Halbentlehnungen: nach
griechischem oder lateinischem Muster geprägte, aus griechischen
oder lateinischen Versatzstücken zusammengesetzte
»Kunstwörter« (so eine sprechende, im 17. bis 19. Jh.
verbreitete Verdeutschung von Terminus), die in den
Ausgangssprachen so nicht belegt sind (z. B. Chromosom, Gen,
Photosynthese in der Biologie, Hormon, Karzinom, Toxoplasmose
in der Medizin). Viele Fremdwörter sind international verbreitet. Man nennt sie Internationalismen. Das sind Wörter, die in gleicher Bedeutung und gleicher oder ähnlicher Form in mehreren Sprachen vorkommen, wie z. B. Medizin, Musik, Nation, Radio, System, Telefon, Theater. Hier allerdings liegen auch nicht selten die Gefahren für falschen Gebrauch, nämlich dann, wenn Wörter in mehreren Sprachen in lautgestaltlich oder schriftbildlich zwar identischer oder nur leicht abgewandelter Form vorkommen, inhaltlich aber mehr oder weniger stark voneinander abweichen (dt. sensibel = engl. sensitive; engl. sensible = dt. vernünftig). In diesen Fällen spricht man auch von Faux-amis, den »falschen Freunden«, die die Illusion hervorrufen, dass sie das Verständnis eines Textes erleichtern können, in Wirklichkeit aber Missverständnisse verursachen. Ein besonders gutes Beispiel für
die Gegenseitigkeit kultureller Befruchtung geben die Fälle so
genannter Rückentlehnung: Wörter, die zu einer bestimmten
Zeit aus einer Sprache in eine andere übernommen wurden, finden zu
einem späteren Zeitpunkt wieder den Weg zurück, wobei sie in
der Regel sowohl formal wie inhaltlich modifiziert auftreten. So wurde
bereits sehr früh das deutsche Wort Bank in der
ursprünglichen Bedeutung ›Sitzmöbel‹ bzw. ›Ladentisch‹
(Letzteres etwa in Brotbank, Fleischbank, Wechselbank) in die
romanischen Sprachen entlehnt. Im Italienischen nahm es als banco
die eingeschränkte Bedeutung ›Tisch der Geldwechsler‹ bzw.
übertragen ›Institut für Geldgeschäfte‹ an, in der es
dann im 15. Jh. wieder ins Deutsche zurückkam. In Anlehnung an das
französische banque sowie das nach wie vor
gebräuchliche deutsche Bank wurde die italienische Lautung
allmählich aufgegeben und das feminine Wortgeschlecht setzte sich
gegen das maskuline durch. Beibehalten wurden jedoch abweichende
Flexionsformen: Bank im Sinne von ›Sitzgelegenheit‹ bildet
heute den umlautenden Plural Bänke, während Bank
im Sinne von ›Geldinstitut‹ im Plural schwach gebeugt wird: Banken. |