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Reaktionen auf 'Codepages'

Mein eher aus spontaner Verärgerung geschriebener als auf Wirkung angelegter Text über die "deutsche"  Readme-Datei in einem  MS-Programm hat ein überraschend lebhaftes Echo ausgelöst. Hier einige der Briefe, die mich auf elektronischem Wege erreicht haben - sie geben mir das gute Gefühl nicht allein zu sein und mich nicht als Relikt aus längst vergangenen Tagen fühlen zu müssen. Da kann mich dann auch die verbale Diarrhöe eines einzelnen geistigen Gewalttäters nicht berühren -  er ist wohl einer von denen, die zum deutschen PISA-Ergebnis beigetragen haben (fehlende Lesekompetenz!); denn mich nach allem, was ich auf meiner Deutsch-Seite geschrieben habe,  in die rechte Ecke zu stellen, ist abenteuerlich - ganz abgesehen von den überwältigenden Geschichtskenntnissen des Verfassers, der meint,  ein heute Fünfzigjähriger (seine Vermutung) könne "Bonze" im 'Dritten Reich' gewesen sein...

Die Adressen der Absender habe ich weggelassen.

                                 Zwei neue Beiträge, reizvoll vor allem in ihren gegensätzlichen Ansätzen:
 

Martin Pick 

Eigentlich sollte ich jetzt an meiner Facharbeit sitzen, da ich sie kommenden Montag abgeben muss. Doch rein zufällig bin ich über ihre Homepage gestolpert und "irre" schon eine Stunde in ihr herum.
Sie schreiben, dass mit dem Verlust der deutschen Sprache auch ein Verlust der deutschen Identität kommt, da Sprache ein Teil der Kultur und damit der Identität ist. Richtig. Doch vielleicht will ich kein Deutscher sein, weil ich nicht deutsch sein muss um mich zu identifizieren. Vielleicht muss ich mich nicht in dieser Gesellschaft "festmachen". Was bedeutet eigentlich "Deutsch". Heißt das Kant oder Schopenhauer oder Haydn? Heißt das Hitler? Heißt das Ausländerfeind oder -freund? 
Globalisierung und Verflechtung der Märkte lassen mich möglicherweise in London, New York, Johannesburg oder am Fuße des Mount Kenias arbeiten. 
Ist es denn notwendig sich mit einer Kultur zu identifizieren? Möglicherweise braucht nur ein unmündiger Mensch einen Fixpunkt. Reicht es denn nicht auf die Frage "Where are you from?" zu antworten: "I´m a human being, from earth."

Grüße Martin Pick

27.01.2003 16:35 

Hans Magnus Enzensberger hat sich in einem damals viel beachteten Essay genau mit dieser Frage beschäftigt: Wozu sind Nationen eigentlich gut?

 
 
Kai Mahnert 

Tag, Herr Mahnert,

hier auch noch mein Beitrag zu den Reaktionen auf den Artikel 'Codepage' und die angeschlossene Diskussion um den 'Kampf gegen die Windmühlen' der Anglizismen.
Ich kann zunächst aus meinem begrenzten Erfahrungsschatz hinzufuegen, dass die Verwendung englischer Begriffe in einem erschreckenden Ausmaß vor allem unter Jugendlichen zugenommen hat, wobei selbst Verben gerne einmal für ihre englischen Ebenbilder substituiert werden. So sagte mir kürzlich ein Vereinsmitglied, er würde nun nach Hause 'driven' um da einer 'Internet Talk Session' beizuwohnen, um ein wenig zu 'relaxen'.
Was allerdings meine Auslandserfahrung auf der Irischen Insel betrifft, hier liegt der Spott einer größtenteils einsprachigen Bevoelkerung (das Irische Gaelisch nicht mitgerechnet) bei anderen, eigentlich schon abgelegten Stereotypen wie dem nackten Sonnenbaden, dem exzessiven Gebrauch von Tätowierungen und anderem Körperschmuck, der Humorlosigkeit und der Soziallosigkeit (harte Worte, betrachtet man die Quelle). Wie sehr wir auch versuchen, die deutsche Sprache zu retten, ohne eine Änderung des Allgemeinbildes der Deutschen im Ausland wird eine Identifikation mit der Sprache durch unsere Jugend kaum möglich sein. Denn wer möchte schon nach o.g. Kriterien beurteilt werden? Und so sehr auch der folgende Satz einen offensichtlichen Widerspruch enthält, folgt hier mein Wunsch für die Zukunft: Deutsch zu sein soll wieder 'cool' sein dürfen. Denn wie schon so oft gesagt wurde, die Jugend ist unsere Zukunft, und unsere Jugend (was ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann) fühlt sich oft jeder positiven nationalen Identität beraubt, dank Altlast und eifrigem Medientreiben, letzteres leider nicht nur im Ausland. Warum sonst strebte schon der Altkanzler derart eifrig die kontinentale Vereinigung an, wo sie doch das Aufgehen in einem größeren, vergangenheitsfreien Ganzen ermöglichte.
Vielleicht ist diese Möglichkeit schon lange verstrichen, und in diesem Fall wird auch der Sprache über kurz oder lang nicht mehr zu helfen sein, aber wäre es nicht schön, wenn folgende Generationen keine Angst mehr haben müssten vor der Frage, die mir noch heute in Irland hin und wieder gestellt wird: 'What do you think about the war?'.
Letztendlich verbleibt dann halt doch das Individuum und das eigene Betragen zuhause und im Ausland, welches unser internationales Auftreten und Ansehen prägt. Und als Marketingstudent im Ausland kann ich dies mit Bestimmtheit sagen - dass trotz des Respekts für unsere Verdienste der Markenwert Deutschlands auf einem nicht zufrieden stellenden Punkt verbleibt. Ob Spott oder offener Hass, geboren aus Unwissen oder noch gefährlicherem Halbwissen, wer kann deutschen Jugendlichen ihre fehlende Solidarität mit Deutschland und der deutschen Sprache vorwerfen, wenn derart das Bild im Inland und Ausland aussieht. Hier gibt es noch viel zu tun. Und das kann auch der Einzelne. Jeden Tag.

28.01.2003 19:30 


 
Unübersetzbarkeit von Internet-Begriffen?]]
 Datum:  Tue, 07 Jan 2003 20:15:38 +0100
    Von:  "Verein Deutsche Sprache e.V." <info@vds-ev.de>
    An:  Detlev Mahnert <detlev@mahnert-online.de>

Datum: Tue, 7 Jan 2003 18:57:45 +0100
Von: "Ulrich Ochs" 

Vielen Dank für den Artikel,

haben Sie ihn schon an Microsoft geschickt?
Sehr interessant, dass Microsoft Deutschland  meint, mit Denglisch in Deutschland auftreten zu müssen. In Deutschland unterhält es diverse Supports und Downloadcenters, man kann updaten und so weiter und sollte sich das ganze mal im Französchen Sprachraum ansehen, wo nirgendwo downgeloadet wird (auch nicht bei Microsoft Frankreich!), "Homepages" sind "pages d'accueil" also Begrüßungsseiten, download  heißt télécharger (also "fernladen") update ist mise à jour (also Akutalisierung), der Browser heißt "navigateur" und sagt einem Deutschen mehr als das das englische Wort, bei dem einem nur das (kalte) Brausen
einfällt.
Mailboxen sind boîtes vocales also "Sprach(post)kästen", touch screens heißen écrans tactiles und selbst AOL macht eine Werbung im französischen Fernsehen, die sehr französisch und nicht in Franglais daherkommt. Niemand kommt dort  mit "Highspeed-Downloads " zur "Flatrate", wie unsere German telekom und selbst die Flamen Belgiens sprechen noch kein solches Pidgin wie unsere deutschen Internetanbieter, vulgo Provider  (frz: fournisseur d'acces à l'Internet abgekürzt FAI).
Warum web.de neuerdings screen saver anbietet und den Versand von "attachments" kann mir auch keiner erklären.

Mit solidarischen Grüßen

Ulrich Ochs

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Internetbegriffe
 Datum:  Tue, 07 Jan 2003 19:56:16 +0100
    Von:  Uwe tiscali
    An: <detlev@mahnert-online.de>

Lieber Detlef,
Du spricht mir aus der Seele!!!!!! mit deinen Anmerkungen
Uwe Matthiessen
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Der folgende Brief hat mich besonders bedrückt, weil er sehr klar das ausspricht, was ich selbst ja auch immer wieder gespürt,
aber wider besseres Wissen geleugnet habe: Wir erleben in Großbritannien nach wie vor eine extreme Deutschfeindlichkeit,
was ich, dem Nationen nie etwas bedeutet haben (außer bei der Fußball-WM...), einfach nicht nachvollziehen kann.
  

Betreff: Re: [Fwd: Unübersetzbarkeit von Internet-Begriffen?]
Von:  "Verein Deutsche Sprache e.V." <info@vds-ev.de>
     An:  Detlev Mahnert <detlev@mahnert-online.de>, 1000aktive <ilslmb@web.de>

Datum: Tue, 7 Jan 2003 23:06:00 -0000
Von: "Matthaus Huber" 

Danke, ausgezeichneter Beitrag!
Ich las nur die Einfuehrung..
Ach ja, hier in UK wird alles getan fuer die "Community Sprachen" - das sind uebrigens nicht europaeische Sprachen, sondern Bengali, Hindu, etc. Offizielle Dokumente von Behoerden kann man in zig Sprachen anfordern und erhalten. Deutsch? Nee! Das wird nie genannt. Es gibt wenige, die nicht zugeben, dass eine immense Deutschfeindlichkeit besteht. Woher kommt das immer noch?

Hmm?? Was lief denn so in den Fernsehprogrammen gerade ueber die Weihnachtsfeiertage - das grosse Fest der Familie??? Hitlerfilme, Hitlerfilme - und noch mehr Hitlerfilme!! Auch Dokumentarfilme zum zweiten Weltkrieg. Nanu?? Ist der immer noch nicht vorbei?? Was soll ich da bloss zu meinem Sohn sagen??

Ach ja, da meinte gestern eine junge Englaenderin zu mir, das sei wohl wegen des Irakkrieges. Ach ja, und die Oesterreicher sind doch selbst solche Rassisten, wurde mir erklaert.

Nicht die Leute sind schlecht. Die BBC TV Programme sind Volksvergiftung und Volksverdummung. Nicht die Leute sind schlecht, aber die Medien denen sie ausgesetzt sind.

Mit besten Gruessen aus London

Matthaus

Ich arbeite nicht mehr als Deutschlehrer hier an oeffentlichen Schulen. Gut so - denn jetzt  hoere ich keine "Heil Hitler"-Rufe mehr. Die Kinder werden in der Schule vergiftet. Geschichte, wenn es um Deutschland geht, besteht aus Nazis und Hitler. Der Deutsche Botschafter hier in London hat das wiederholt anmoniert/ angesprochen, geruegt.
Ach ja, die Schueler haetten freie Wahl und Diktatur sei ein wichtiges Thema, schon in der Grundschule...

Betreff: Re: [Fwd: Unübersetzbarkeit von Internet-Begriffen?]
Thu, 09 Jan 2003 10:59:37 +0100
    Von:  "Verein Deutsche Sprache e.V." <info@vds-ev.de>
     An:  Detlev Mahnert <detlev@mahnert-online.de>, 1000aktive <ilslmb@web.de>

Datum: Wed, 08 Jan 2003 10:18:14 +0100
Von: Rudolf Stachels 

Vielen Dank. Jedoch unsere Politiker und alle Medien bedienen sich immer mehr dummer " englischer " Worte und Ausdrücke. Ohne Wörterbuch kommt man kaum noch aus. Es ist fast wie ein Kampf gegen Windmühlen. M.E. entwickelt sich unsere Sprache zu einer "Kolonialsprache".

Mit freundlichen Grüßen
R. Stachels

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Auch die qualifizierte konstruktive Kritik soll nicht unerwähnt bleiben - sie ist ein Musterbeispiel für argumentative Diskussion,
Intelligenz, fundierte Geschichtskenntnisse und gepflegte Konversation...
 

Ein neuer Eintrag in Ihrem Gaestebuch
      Datum:  Wed, 8 Jan 2003 09:24:14 +0100
        Von:   "WonderBook Gästebuch AutoMailer" <automailer@guweb.com>
 Rückantwort:  trash@guweb.com
         An:   "Guestbook owner Detlev Mahnert" <mondmann@arcormail.de>

Sie haben einen neuen Eintrag in Ihrem Gästebuch bekommen!
Inhalt des Eintrags:

NAME = Bonzenkiller Udo
EMAIL =
HOMEPAGE =
MESSAGE = Boah du bist die Oberwurst number one... wie alt bsite 50? Die oberb.onze aus dem dritten Reich... du weisst schon wo deine Geschwister jezt grade brutzeln oder? ...viel spass noch mit dem wissen.
frontalkurs zur hölle... ach ja schade dass "wir" den Kreg nicht gewonnen haben, ne? Fikk deine tote Mutter

Datum und Uhrzeit des Eintrags: 08.01.2003  09:24
(Zeitzone kann in der Administration geändert werden)

IP-Adresse: 217.1.78.105 (pd9014e69.dip.t-dialin.net)

Übrigens: Sowohl meine drei Schwestern als auch meine Mutter erfreuen sich glücklicherweise bester Gesundheit....

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Unübersetzbarkeit von Internet-Begriffen?]
     Datum: Wed, 8 Jan 2003 20:42:51 +0100
       Von:  "Ronald Weber"
        An:  <detlev@mahnert-online.de>
 Referenzen: 1

Hallo Herr Mahnert,

toller Text, gut recherchiert! Haben Sie das probeweise auch mal an die Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland geschickt? Mich würde
interessieren, ob Sie da eine Antwort bekommen.

Freundliche Grüße

Ronald Weber


  

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Ein neuer Eintrag in Ihrem Gaestebuch
      Datum:  Wed, 8 Jan 2003 20:48:20 +0100

NAME = Wilfried Paszkowski
EMAIL =
HOMEPAGE = 
MESSAGE = Lieber Detlev!

Besten Dank für den Artikel CODEPAGE - und wie heißt das nun auf Deutsch?
Übrigens sieh mal nach oben: no email, no homepage! Im Jiddischen heißt email Blitzpost!
Und was heißt 88 Millionen Sprecher? Österreicher, Südtiroler, Schweizer, Elsässer, Schlesier, Deutsche aus Ungarn, der Zips. Bnat und Siebenbürgen vergessen?
Also sagen wir mal 100 Millionen Deutschsprachige.

                 Beste Grüße  Pszkowski

Datum und Uhrzeit des Eintrags: 08.01.2003  20:48
(Zeitzone kann in der Administration geändert werden)



 

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[Fwd: Unübersetzbarkeit von Internet-Begriffen?]]
 Datum: Wed, 08 Jan 2003 22:50:46 +0100
    Von:  "Verein Deutsche Sprache e.V." <info@vds-ev.de>
    An:  Detlev Mahnert <detlev@mahnert-online.de>
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Betreff: Re: [Fwd: Unübersetzbarkeit von Internet-Begriffen?]
Datum: Wed, 08 Jan 2003 02:04:10 +0100
Von: Anne Elberg

Vielen Dank für den Hinweis, ich kannte Ihre Netzseiten noch gar nicht!
Ich werde demnächst einen Verweis dorthin bei mir einbauen!

Viele Grüße,
Anne Elberg

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Re: [Fwd: Unübersetzbarkeit von Internet-Begriffen?]
 Datum:  Thu, 9 Jan 2003 16:42:09 +0100
    Von: Jochen Kött 
     An:  detlev@mahnert-online.de

Lieber Mitstreiter Mahnert,

vielen Dank für diesen überfälligen und durch den ihn durchziehenden Humor auch durchaus wirkungsvollen Beitrag gegen die sprachliche Unterwürfigkeit* so vieler unserer Landsleute. Ich habe ihn einer Menge Kollegen und Freunden weitergeleitet und teilweise positive, teilweise kritische Rückmeldungen erhalten. Wichtig war mir jedoch, überhaupt über dieses Thema zu reden.

Auf dass uns unsere Energie im manchmal aussichtslos erscheinenden Kampf um die Erhaltung unserer schönen Sprache noch lange erhalten bleibt.

In diesem Sinne

Ihr Jochen Kött


Ich weiß nicht, ob Herr Kött den Begriff aus dem Englischen übersetzt hat: Die 'Times'  hat  schon vor geraumer Zeit über dieses Phänomen gespottet, das sie «linguistic submissiveness» genannt hat. Außer der deutschen Meinungsmacherclique machen sich nämlich alle anderen über die Deutschen lustig. Wie sagte weiland Sir Winston Churchill? "Die Deutschen hast du entweder an der Gurgel oder zu Füßen..." 
An die Gurgel gehen wir zum Glück keinem mehr (jedenfalls nicht kriegerisch), aber müssen wir deshalb gleich anderer Leute Füße küssen?


 
 
Lieber Herr Mahnert,
für Ihren Artikel danke ich Ihnen sehr, wie auch für die Möglichkeit, Einblick in die Seite mit den Reaktionen zu nehmen. Bis auf die eine, zu vernachlässigende Ausnahme, waren auch diese aufschluss- und hilfreich.
Wenn Sie gestatten, werde ich Ihre Ausführungen als Argumentationshilfe übernehmen; ich habe nämlich einen Dialog über die Verwendung von Anglizismen mit der Redaktion einer Rad-Zeitschrift aufgenommen und bin dort auf ein gewisses Verständnis gestoßen.
Ich habe nämlich feststellen müssen, dass es in der Radwelt von Amerikanismen nur so wimmelt.
 City-bike und mountain-bike kennen wir ja alle, als neueste Mode steht uns das snow-biking bevor. Brakes, Bar ends, Ahead set, Low Rider, Sideframes sind nur einige der Wörter, mit denen man sich befassen muss; diese findet man in den Schulwörterbüchern natürlich nicht.
Sie sehen, lieber Herr Mahnert, es gibt noch viele Felder, auf denen "geackert"  werden muss.

Mit freundlichen Grüßen 

Rolf Falkowski
rolf.falkowski@gmx.de
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Zuletzt aktualisiert am 17.03.05