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Ich über mich | Olympia 1972 |
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Texte |
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21.
Jänner: „Wie hässlich doch Waltraut damals war!“ Waltraut schnappte diese Bemerkung auf und fragte: „Warum hast du mich dann doch geliebt?“
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„Vater Luft“ – das klingt
irgendwie nach
Shakespeare, nach Sommernachtstraum, nach Elfentanz oder nach Ariel,
dem luftigen
Diener Prosperos (nicht dem
Waschmittel,
mit dem die resolute und rüstige Klementine Jahrzehnte lang die
Wäsche nicht
nur ein-, sondern sofort reinweichte) -
aber
nichts davon stimmt: Vater Luft ist kein Symbol, keine Metapher,
sondern eine
ganz reale Person, genauer: Der Vater von
Tante Erna,
einer
Schwägerin meiner
Mutter. Tante Erna war die Mutter meiner Cousine Helga, die einige
Jahre bei
uns in Hall gewohnt hat und meine erste Liebe war, wie sich das in den
besseren
Kreisen gehört – und bessere Kreise waren wir, wie schon gesagt,
allemal, wir
hatten bloß nicht das nötige Geld, um das auch nach
außen hin zu demonstrieren… Eigentlich
lebte Tante Ernas Familie ja in Bozen, aber weil die beiden
Töchter das Gymnasium besuchen sollten und es in
Bozen damals kein
deutschsprachiges gab,
gingen sie
in Innsbruck zur Schule. Helga wohnte also bei uns und ihre große
Schwester
Ingeborg bei den Großeltern Luft – das waren Oma Luise und Opa
Rudi. Die nannten
wir der Einfachheit halber auch so, weshalb wir trotz des frühen
Todes von Opa
„Lütte“, dem Vater meines Vaters, zwei Großväter und
drei Großmütter hatten,
was sich in Bezug auf Geschenke und ähnliche Vergünstigungen
allerdings nicht
weiter positiv auswirkte, denn die Lufts waren von guter alemannischer
Art, das
heißt sauber und sparsam – man könnte auch geizig sagen,
aber das wäre
natürlich ganz gemein. Helgas
Aufenthalt bei uns war übrigens auch Auslöser für eine
Szene, die schon damals
das Verhältnis zwischen meinem Vater und mir aufs
schwerste
belastete. Wir vier
Kinder schliefen alle in einem Zimmer, und da ging es abends
natürlich schon
mal durchaus fröhlich zu, sehr zum Missfallen meines Vaters, der
nebenan sein
Ruhebedürfnis zu befriedigen suchte. Eines – offenbar besonders
fröhlichen -
Abends riss er denn auch auf einmal die Schlafzimmertür auf und
verkündete: „Wenn
noch einer einen Ton sagt, bekommt der Detlev eine
Ohrfeige!“ Ob ich an diesem Abend tatsächlich eine Ohrfeige bekommen habe, weiß ich nicht mehr - ********************************************* |