Regeln für die Sprecher bei den Olympischen Spielen 1972


INFORMATIONSBLATT

Die  Ihnen inzwischen zugesandten Ansagetexte bestehen aus dem für alle Sportarten gültigen Begrüßungs- und dem Siegerehrungstext sowie dem sportspezifischen Ansagetext.

Die Formel der Begrüßung ist für Sie Richtlinie.  Formulierungsänderungen seitens des Ansagers sind statthaft,solange sie nicht den Sinn der Begrüßung verändern.

Wir weisen nochmals darauf hin,daß Ehrengäste, gleich welchen Ranges, nicht begrüßt werden!

Der Text zur protokollarischen Siegerehrung ist für die Ansage absolut verbindlich.  Es handelt sich um eine im I0C-Reglement festgelegte Formulierung, die nur in der Ihnen vorliegenden Form angesagt werden darf.

Die Reihenfolge der Ansage ist:

deutsch, französisch, englisch. Diese Reihenfolge, ebenfalls im IOC—Reglement verankert,  ist verbindlich.

Der sportspezifische Ansagetext ist wiederum nur als Richtlinie zu sehen,  d.h. geringfügige Änderungen der Formulierung sind selbstverständlich statthaft.

Es muß jedoch die Ihnen hinlänglich bekannte Forderung erfüllt werden, daß die Ansage möglichst knapp, sachlich und informativ zu sein hat.

Die Aufgabe des Sprechers ist es nach wie vor, dem Zuschauer in kurzer Form Informationen an die Hand zu geben, die ihn auf das Geschehen aufmerksam machen bzw. auf die Informationen, die andere technische Einrichtungen (Anzeigetafeln) geben, hinzuweisen.

Ein Ansager darf unter keinen Umständen den Fehler begehen, in einen feuilletonistischen Plauderton zu verfallen. Ständiges Gerede ist für den Zuschauer nicht mehr informativ, sondern ermüdend.

Des weiteren muß an dieser Stelle nochmals auf das Eindringlichste die Forderung unterstrichen werden, die Ansage sachlich und neutral zu halten. Emotionen, gleich welcher Art, sind fehl am Platze! National gefärbte Ansagen haben unter allen Umständen zu unterbleiben.

Herr Präsident Daume läßt keinen Zweifel daran, daß Sprecher, die sich nicht an die vorgenannten Anweisungen halten, sofort von ihren Aufgaben entbunden werden.

Da die meisten Ansageteams etwa eine Woche vor Beginn ihrer Wettkämpfe in München sein werden, wird in dieser Zeit nochmals sprachlich und mikrofontechnisch geschult. Die Leitung des Sportdolmetscher-Dienstes wird sich zu diesem Zweck in Kürze mit allen Sportstättendirektoren bzw. Sportreferenten in Verbindung setzen, um die organisatorische Seite abzusprechen.

Die Erfahrungen der Testveranstaltungen haben in einigen Fällen ergeben, daß es unter Umständen nötig sein wird, die fremdsprachlichen Ansagen — besonders nicht standardisierbare Texte — durch einen Dolmetscher ansagen zu lassen.