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Essener Songtage 1968
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INTERNATIONALE ESSENER SONGTAGE 1968

sex und grips
Rolf - Ulrich Kaiser, junger Song-Tage-Boß, der den Hostessen keine Hoffnungen aufs große Geschäft machen konnte, ist vom Ergebnis der Auswahl in natura begeistert: „Unsere guten Song-Geister sind ja noch hübscher, als es die Bilder vermuten ließen.“ Denn bei der Auswahl zählten nicht Miß- Maße, Oberweite, Beinlänge und Sexy-Lächeln, ausschlaggebend waren Porträtfotos und Bewerbungsschreiben, aus denen Sicherheit und - gute Sprachkenntnisse abzulesen waren, und nun sind die 3 Auserwählten obendrein noch hübsch.
  Die Hostessen dieses jugendlichen Musikfestivals sind so etwas  wie  ein Stück Visitenkarte von Essen. Denn: dreiviertel der 200 auftretenden Künstler kommen aus dem Ausland, die wenigsten von ihnen sprechen Deutsch. Die Hostessen sollen sich ihrer in Essen annehmen damit die sich bei uns nicht so ausgesetzt fühlen“, sagte Kaiser.

Wenn die Saite reißt...
 
Aber die jungen Damen sind keineswegs etwa die weibliche Begleitung von Stars. Sie sind ihre Verbindungsleute in unserer Stadt. Sie holen die „Mother“ aus USA oder Bob Davenport  aus England vom  Flughafen ab, zeigen den Künstlern aus Israel, der Tschechoslowakei und Polen wo sie 
wohnen, wie sie fahren  müssen,

sie müssen dafür sorgen, daß sie ihren Auftritt nicht verschwitzen. Bei einem Festival mit 43 Programmpunkten in fünf Tagen ein ganz schöner Brocken.

Und auch das gehört zur Aufgabe der Song-Schönen: Wenn Jimmy Hendrix eine Saite auf seiner Gitarre reißt, dann muß seine Hostess dafür sorgen, daß er eine neue Saite aufziehen kann. Stadtplan, Straßen- und Omnibusfahrpläne, Adressen von Musikalienhandlungen, ja auch von Handwerkern gehören zum Arbeitszeug dieser Hostessen. Und es werden ihnen rund zehn Fernsehteams, viele Rundfunk- und Zeitungsjournalisten anvertraut. Außer dem kleinen Taschengeld, freiem Eintritt zu den Konzerten ihrer Künstler und zwei Eintrittskarten gibt's für die Damen des Festivals nur noch freie Kost. ,,Keine Angst“, sagte Kaiser ihnen, „Sie werden so verpflegt, daß wir es selbst auch essen.“ Das ist alles. Der Rest ist Idealismus.

Natürlich hatten sich des Kaisers schöne Damen schön gemacht für die erste Besprechung. Sie kamen in bunten Kleidern, einige in Miniröcken, schick wie sonst wohl auch immer. Nur eine trug ein Persianerjäckchen. Beim Festival wird sie‘s wohl ablegen müssen.
 

WAZ 21.9.68