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Hüsch-Gedenken gestern in der
Moerser Stadtkirche. (Foto: ddp) |
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HANNS DIETER HÜSCH / Bei der Beerdigung
des großen Kleinkünstlers
gestern in Moers gab es noch einmal stehende Ovationen.
MOERS.
Es war der anrührendste Moment des Tages,
und er war laut, ja tosend: Holk Freytag bat die Trauergäste in der
alten Moerser Stadtkirche um einen letzten Applaus für Hanns Dieter
Hüsch. Es wurden - stehende Ovationen für den
großen
Kleinkünstler, der am 6. Dezember mit 80 Jahren seinem Krebsleiden
erlegen war. Das minutenlange Klatschen für den Freund und Beobachter
der kleinen Leute wanderte bis nach draußen vor der Kirche, wo sich
ringsum noch einmal Hunderte versammelt hatten, um Abschied zu nehmen
vom spöttischen Poeten, vom Butterblumen-Philosophen
und Niederrhein-Erfinder Hanns Dieter Hüsch.
Von
Harald Schmidt bis Bill Ramsey
Welches Ansehen
Hüsch in der deutschen Kabarett-Szene
genoss, war in Moers zu sehen, sie erwies einem ihrer Größten fast
vollständig die Reverenz. Während von der Orgel der hellen gotischen
Kirche, in der Hüsch 1925 vier Wochen nach seiner Geburt getauft und
1939 konfirmiert wurde, ein kraftvoll-trauriger Blues erklingt,
suchten sie sich Plätze: Harald Schmidt und Thomas Freitag, Dieter
Nuhr, Konrad Beikircher und Volker Pispers, Matthias Deutschmann,
Richard Rogler, Jürgen Becker, Wilfried Schmickler, Piet Klocke und
Horst Schroth. Auch alte Weggefährten wie Bill Ramsey, Hannes Wader und
Dieter Süverkrüp hatten sich auf den Weg nach Moers gemacht. Sie und
NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und
rund 1200 Trauergäste in und vor der Kirche schmunzelten über den trös-tenden
Einfall des Kölner Pfarrers Uwe Seidel, der sicher war, dass Hanns
Dieter Hüsch jetzt mit Jesus im "Cafe Pilatus" hockt und "Mensch ärgere
dich nicht" spielt, "selbstverständlich ohne Rauswerfen, Hüsch hat nie
jemanden rausgeworfen!"
Doch
auch der evangelische Geistliche, ein Hüsch-Vertrauter
wie der Franziskanerpater Werenfried Wessel, mit dem er den
ökumenischen Trauergottesdienst gemeinsam leitete, war vor Wehmut und
tiefer Trauer nicht gefeit. Als er "Hanns Dieter ..." ansprechen will,
bricht ihm die Stimme, und es dauert eine Weile, bis er fortsetzen
kann: "... du hast uns gut getan!"
Holk
Freytag, der Gründer des Moerser Schlosstheaters, würdigte mit
seiner Trauerrede den Künstler, der "hinter der Barrikade seiner Orgel"
die "Geburt der Sprache aus der Trivialität des Alltags" betrieben
habe. Freytag, ein enger Freund Hüschs, sparte nicht aus, dass die
Liebesbeziehung zwischen dem "schwarzen Schaf vom Niederrhein" und
seinem Moers "schwer erarbeitet" werden musste. Wie weit die Zuneigung
der Vaterstadt zu ihrem großen Sohn geht, wird sich zeigen. Auch daran,
ob man Freytags Vorschlag folgt, den Kastellplatz zwischen Stadtkirche
und Schloss nach Hüsch zu benennen.
Sach
ma nix, wir werden et ja sehn
Der Moerser
Bürgermeister
Norbert Ballhaus bekundete jedenfalls "Stolz" darüber, dass Hüsch seine
letzte Ruhe in seiner Heimatstadt findet. So bleibe der Ehrenbürger
über den Tod hinaus "Botschafter der Region". Hüschs Witwe Chris und
seine Tochter Anna folgten am Nachmittag dem Sarg, als enge Freunde den
großen Niederrheiner zu seinem Grab auf dem Friedhof Moers-Hülsdonk begleiteten. Ein Spalier aus
Bergleuten in Uniform, rote und weiße Rosen auf dem Sarg, ein
allerletzter Gruß.
"Sach ma nix, Hanns Dieter", stand auf
einem der Kränze, "wir werden et
ja sehn". (NRZ)
Fotos von den Trauerfeierlichkeiten
unter www.nrz.de
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