June 5, 2004
OP-ED COLUMNIST
Beating
Specialist Baker
Prügel für den
Stabsgefreiten Baker
By NICHOLAS D. KRISTOF
he
prison abuse scandal refuses to die because soothing White House
explanations keep colliding with revelations about dead prisoners and
further connivance by senior military officers — and newly discovered
victims, like Sean Baker.
Der Missbrauchs-Skandal in
irakischen Gefängnissen lässt sich nicht totschweigen, weil
die
beschwichtigenden Erklärungen aus dem Weißen
Haus mit ständig neuen Enthüllungen über tote
Gefangene und die stillschweigende Duldung
der Folter durch höhere Offiziere kollidieren -
und durch
weitere Opfer wie Sean Baker.
If Sean Baker doesn't
sound like an Iraqi name, it isn't. Specialist
Baker, 37, is an American, and he was a proud U.S. soldier. An Air
Force veteran and member of the Kentucky National Guard, he served in
the first gulf war and more recently was a military policeman in
Guantánamo Bay.
Sean Baker - das klingt nicht nach
einem irakischen Namen, und es ist auch keiner. Stabsgefreiter Baker
ist 37,
Amerikaner und war
stolzer US-Soldat. Als Veteran der Air Force und Mitglied der Kentucky
Nationalgarde diente er im ersten Golfkrieg und war zuletzt
Militärpolizist in Guantánamo Bay.
Then in January 2003, an
officer in Guantánamo asked him to
pretend to
be a prisoner in a training drill. As instructed, Mr. Baker put on an
orange prison jumpsuit over his uniform, and then crawled under a bunk
in a cell so an "internal reaction force" could practice extracting an
uncooperative inmate. The five U.S. soldiers in the reaction force were
told that he was a genuine detainee who had already assaulted a
sergeant.
Im
Januar 2003 forderte ihn ein Offizier in Guantánamo auf,
für eine Übung einen Gefangenen zu spielen. Wie ihm
aufgetragen wurde, zog Baker einen orangefarbenen
Gefängnis-Overall an und kroch dann unter eine Koje in einer
Zelle, so dass eine interne "Reaktions-Gruppe" üben konnte, wie
man einen nicht kooperativen Gefangenen aus der Zelle holt. Den
fünf US-Soldaten in der Truppe wurde mitgeteilt, es handle sich um
einen echten Gefangenen, der schon einen Sergeanten angegriffen habe.
(...)
(Den folgenden
Bericht gab Baker einer Fernsehstation aus Kentucky)
"They grabbed my arms, my
legs, twisted me up and unfortunately one of
the individuals got up on my back from behind and put pressure down on
me while I was face down. Then he — the same individual — reached
around and began to choke me and press my head down against the steel
floor. After several seconds, 20 to 30 seconds, it seemed like an
eternity because I couldn't breathe. When I couldn't breathe, I began
to panic and I gave the code word I was supposed to give to stop the
exercise, which was `red.' . . . That individual slammed my head
against the floor and continued to choke me. Somehow I got enough air.
I muttered out: `I'm a U.S. soldier. I'm a U.S. soldier.' "
"Sie
packten mich an Armen und Beinen, drehten mich herum und
unglücklicherweise konnte sich einer der Typen von hinten auf
meinen
Rücken setzen und drückte mich zu Boden, als ich mit dem
Gesicht nach unten da lag. Dann griff er herum und begann mich zu
würgen und meinen Kopf gegen den Stahlboden zu drücken.
20 bis 30 Sekunden - es erschien mir wie eine Ewigkeit, weil ich nicht
atmen konnte. In Panik brachte ich das Codewort "red" heraus, das ich
nennen sollte, falls ich gezwungen wäre, die Übung
abzubrechen... Aber der Kerl schlug meinen Kopf gegen den Boden und
würgte mich weiter. Irgendwie bekam ich genügend Luft, um zu
stöhnen: "Ich bin ein US-Soldat. Ich bin ein US-Soldat..."
Then the soldiers noticed
that he was wearing a U.S. battle dress
uniform under the jumpsuit. Mr. Baker was taken to a military hospital
for treatment of his head injuries, then flown to a Navy hospital in
Portsmouth, Va. After a six-day hospitalization there, he was given a
two-week discharge to rest.
Dann
stellten die Soldaten fest, dass Baker eine US-Kampfuniform unter dem
Overall trug. Er wurde zur Behandlung seiner Kopfverletzungen in ein
Militärkrankenhaus gebracht, dann zu einem Navy-Krankenhaus in
Portsmouth (Va.) geflogen. Nach sechstägiger Behandlung bekam er
noch zwei Wochen Erholungsurlaub.
But Mr. Baker began
suffering seizures, so the military sent him to the
Walter Reed Army Medical Center for treatment of a traumatic brain
injury. He stayed at the hospital for 48 days, was transferred to light
duty in an honor burial detail at Fort Dix, N.J., and was finally given
a medical discharge two months ago.
Aber
nun bekam er Anfälle, so dass er zur Behandlung seiner
Hirntraumata zum Walter Reed Army Medical Center verlegt wurde. Dort
blieb er 48 Tage, wurde zu einem leichteren Dienst in einer
Sondereinheit für Ehren-Begräbnisse nach Fort Dix, N.J.,
versetzt und schließlich vor zwei Monaten aus der Armee entlassen.
Meanwhile, a military
investigation concluded that there had been no
misconduct involved in Mr. Baker's injury. Hmm. The military also says
it can't find a videotape that is believed to have been made of the
incident.
Mittlerweile
kam eine
militärische Untersuchungskommission zu dem Schluss, dass es kein
militärisches Fehlverhalten gegeben habe, das zu Bakers
Verletzungen geführt hätte. Das Militär behauptet auch,
dass ein Video, das angeblich von dem Zwischenfall angefertigt worden
sei, nicht zu finden sei.
Most appalling, when Mr.
Baker told his story to a Kentucky reporter,
the military lied in a disgraceful effort to undermine his credibility.
Maj. Laurie Arellano, a spokeswoman for the Southern Command,
questioned the extent of Mr. Baker's injuries and told reporters that
his medical discharge was unrelated to the injuries he had suffered in
the training drill.
Was
noch widerlicher ist: Als Baker einem Reporter seine Geschichte
erzählte, versuchte das Militär mit skandalösen
Lügen seine Glaubwürdigkeit zu untergraben. Maj. Laurie
Arellano, Sprecherin des Süd- Kommandos, stellte das Ausmaß
von Bakers Verletzungen in Frage und behauptete den Reportern
gegenüber, dass es keine Verbindung zwischen seiner
Krankheitsgeschichte und den Verletzungen gebe, die er in der
militärischen Übung erlitten habe.
In fact, however, the
Physical Evaluation Board of the Army stated in a
document dated Sept. 29, 2003: "The TBI [traumatic brain injury] was
due to soldier playing role of detainee who was non-cooperative and was
being extracted from detention cell in Guantanamo Bay, Cuba, during a
training exercise."
Tatsächlich
aber hat das Physical Evaluation Board der Army in einem Dokument vom
29. September 2003 fetgestellt: "Das Schädel-Hirn-Trauma wurde
dadurch verursacht, dass der Soldat die Rolle eines nicht- kooperativen
Gefangenen spielen musste und während der Übung aus der
Gefängniszelle in Guantanamo Bay herausgezerrt wurde."
Major Arellano
acknowledges that she misstated the facts and says she
had been misinformed herself by medical personnel. She now says the
medical discharge was related in part — but only in part, she says — to
the "accident."
Major
Aranello räumt nun ein, sie habe die Fakten falsch beurteilt und
sei selbst durch das medizinische Personal schlecht informiert worden.
Der Krankheitsverlauf sei teilweise - aber nur teilweise, sagt sie! -
mit dem "Unfall" in Zusammenhang zu bringen.
Mr. Baker, who is married
and has a 14-year-old son, is now unemployed,
taking nine prescription medications and still suffering frequent
seizures. His lawyer, Bruce Simpson, has been told that Mr. Baker may
not begin to get disability payments for up to 18 months. If he is
judged 100 percent disabled, he will then get a maximum of $2,100 a
month.
Baker,
der verheiratet ist und einen 14-jährigen Sohn hat, ist jetzt
arbeitslos, muss neun rezeptpflichtige Medikamente am Tag nehmen und
leidet immer noch unter häufigen Anfällen. Sein Anwalt Bruce
Simpson erfuhr, dass Baker vor Ablauf von bis zu 18 Monaten kein
Arbeits-Unfähigkeitsgeld bekommen kann. Wenn er als zu 100 Prozent
erwerbsunfähig anerkannt wird, bekommt er maximal 2.100 $ im Monat.
If the U.S. military
treats one of its own soldiers this way — allowing
him to be battered, and lying to cover it up — then imagine what
happens to Afghans and Iraqis.
Wenn
das US-Militär einen seiner eigenen Soldaten so behandelt,
ihn verprügeln lässt und das Ganze dann auch noch unter den
Teppich kehrt, dann kann man sich vorstellen, was Afghanen und Irakis
passiert.
President Bush
attributed the problems uncovered at Abu Ghraib to "a few American
troops who dishonored our country." Mr. Bush, the problems go deeper
than a few bad apples.
Präsident
Bush schob die in Abu Ghraib aufgedeckten Probleme "einigen wenigen
amerikanischen Truppen" in die Schuhe, "die unserem Land Schande
bereitet haben". Mr. Bush, die Probleme gehen tiefer als nur bis zu ein
paar faulen Äpfeln...
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