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                            Afghanistan, Irak, Guantanamo Bay - Folter, Beschwichtigung, Lügen
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New York Times (17.10.04) über die subtilen Foltermethoden in Guantànamo >>> mehr

June 5, 2004
OP-ED COLUMNIST
Beating Specialist Baker
Prügel für den Stabsgefreiten Baker

By NICHOLAS D. KRISTOF

The prison abuse scandal refuses to die because soothing White House explanations keep colliding with revelations about dead prisoners and further connivance by senior military officers — and newly discovered victims, like Sean Baker.
       Der Missbrauchs-Skandal in irakischen Gefängnissen lässt sich nicht totschweigen, weil die
       beschwichtigenden Erklärungen aus dem Weißen Haus mit ständig neuen Enthüllungen über tote
       Gefangene
und die stillschweigende Duldung der Folter durch höhere Offiziere kollidieren - und durch
       weitere Opfer wie Sean
Baker.

If Sean Baker doesn't sound like an Iraqi name, it isn't. Specialist Baker, 37, is an American, and he was a proud U.S. soldier. An Air Force veteran and member of the Kentucky National Guard, he served in the first gulf war and more recently was a military policeman in Guantánamo Bay.
Sean Baker - das klingt nicht nach einem irakischen Namen, und es ist auch keiner. Stabsgefreiter Baker ist 37,
Amerikaner und war stolzer US-Soldat. Als Veteran der Air Force und Mitglied der Kentucky Nationalgarde diente er im ersten Golfkrieg und war zuletzt Militärpolizist in Guantánamo Bay.

Then in January 2003, an officer in Guantánamo asked him to pretend to be a prisoner in a training drill. As instructed, Mr. Baker put on an orange prison jumpsuit over his uniform, and then crawled under a bunk in a cell so an "internal reaction force" could practice extracting an uncooperative inmate. The five U.S. soldiers in the reaction force were told that he was a genuine detainee who had already assaulted a sergeant.
Im Januar 2003 forderte ihn ein Offizier in Guantánamo auf, für eine Übung einen Gefangenen zu spielen. Wie ihm aufgetragen wurde, zog Baker einen orangefarbenen Gefängnis-Overall an und kroch dann unter eine Koje in einer Zelle, so dass eine interne "Reaktions-Gruppe" üben konnte, wie man einen nicht kooperativen Gefangenen aus der Zelle holt. Den fünf US-Soldaten in der Truppe wurde mitgeteilt, es handle sich um einen echten Gefangenen, der schon einen Sergeanten angegriffen habe. (...)

(Den folgenden Bericht gab Baker einer Fernsehstation aus Kentucky)

"They grabbed my arms, my legs, twisted me up and unfortunately one of the individuals got up on my back from behind and put pressure down on me while I was face down. Then he — the same individual — reached around and began to choke me and press my head down against the steel floor. After several seconds, 20 to 30 seconds, it seemed like an eternity because I couldn't breathe. When I couldn't breathe, I began to panic and I gave the code word I was supposed to give to stop the exercise, which was `red.' . . . That individual slammed my head against the floor and continued to choke me. Somehow I got enough air. I muttered out: `I'm a U.S. soldier. I'm a U.S. soldier.' "
"Sie packten mich an Armen und Beinen, drehten mich herum und unglücklicherweise konnte sich einer der Typen von hinten auf meinen Rücken setzen und drückte mich zu Boden, als ich mit dem Gesicht nach unten da lag. Dann  griff er herum und begann mich zu würgen und meinen Kopf gegen den Stahlboden zu drücken.  20 bis 30 Sekunden - es erschien mir wie eine Ewigkeit, weil ich nicht atmen konnte. In Panik brachte ich das Codewort "red" heraus, das ich nennen sollte, falls ich gezwungen wäre, die Übung abzubrechen... Aber der Kerl schlug meinen Kopf gegen den Boden und würgte mich weiter. Irgendwie bekam ich genügend Luft, um zu stöhnen: "Ich bin ein US-Soldat. Ich bin ein US-Soldat..."

Then the soldiers noticed that he was wearing a U.S. battle dress uniform under the jumpsuit. Mr. Baker was taken to a military hospital for treatment of his head injuries, then flown to a Navy hospital in Portsmouth, Va. After a six-day hospitalization there, he was given a two-week discharge to rest.
Dann stellten die Soldaten fest, dass Baker eine US-Kampfuniform unter dem Overall trug. Er wurde zur Behandlung seiner Kopfverletzungen in ein Militärkrankenhaus gebracht, dann zu einem Navy-Krankenhaus in Portsmouth (Va.) geflogen. Nach sechstägiger Behandlung bekam er noch zwei Wochen Erholungsurlaub.

But Mr. Baker began suffering seizures, so the military sent him to the Walter Reed Army Medical Center for treatment of a traumatic brain injury. He stayed at the hospital for 48 days, was transferred to light duty in an honor burial detail at Fort Dix, N.J., and was finally given a medical discharge two months ago.
Aber nun bekam er Anfälle, so dass er zur Behandlung seiner Hirntraumata zum Walter Reed Army Medical Center verlegt wurde. Dort blieb er 48 Tage, wurde zu einem leichteren Dienst in einer Sondereinheit für Ehren-Begräbnisse nach Fort Dix, N.J., versetzt und schließlich vor zwei Monaten aus der Armee entlassen.

Meanwhile, a military investigation concluded that there had been no misconduct involved in Mr. Baker's injury. Hmm. The military also says it can't find a videotape that is believed to have been made of the incident.
Mittlerweile kam eine militärische Untersuchungskommission zu dem Schluss, dass es kein militärisches Fehlverhalten gegeben habe, das zu Bakers Verletzungen geführt hätte. Das Militär behauptet auch, dass ein Video, das angeblich von dem Zwischenfall angefertigt worden sei, nicht zu finden sei.

Most appalling, when Mr. Baker told his story to a Kentucky reporter, the military lied in a disgraceful effort to undermine his credibility. Maj. Laurie Arellano, a spokeswoman for the Southern Command, questioned the extent of Mr. Baker's injuries and told reporters that his medical discharge was unrelated to the injuries he had suffered in the training drill.
Was noch widerlicher ist: Als Baker einem Reporter seine Geschichte erzählte, versuchte das Militär mit skandalösen Lügen seine Glaubwürdigkeit zu untergraben. Maj. Laurie Arellano, Sprecherin des Süd- Kommandos, stellte das Ausmaß von Bakers Verletzungen in Frage und behauptete den Reportern gegenüber, dass es keine Verbindung zwischen seiner Krankheitsgeschichte und den Verletzungen gebe, die er in der militärischen Übung erlitten habe.

In fact, however, the Physical Evaluation Board of the Army stated in a document dated Sept. 29, 2003: "The TBI [traumatic brain injury] was due to soldier playing role of detainee who was non-cooperative and was being extracted from detention cell in Guantanamo Bay, Cuba, during a training exercise."
Tatsächlich aber hat das Physical Evaluation Board der Army in einem Dokument vom 29. September 2003 fetgestellt: "Das Schädel-Hirn-Trauma wurde dadurch verursacht, dass der Soldat die Rolle eines nicht- kooperativen Gefangenen spielen musste und während der Übung aus der Gefängniszelle in Guantanamo Bay herausgezerrt wurde."

Major Arellano acknowledges that she misstated the facts and says she had been misinformed herself by medical personnel. She now says the medical discharge was related in part — but only in part, she says — to the "accident."
Major Aranello räumt nun ein, sie habe die Fakten falsch beurteilt und sei selbst durch das medizinische Personal schlecht informiert worden. Der Krankheitsverlauf sei teilweise - aber nur teilweise, sagt sie! - mit dem "Unfall" in Zusammenhang zu bringen.

Mr. Baker, who is married and has a 14-year-old son, is now unemployed, taking nine prescription medications and still suffering frequent seizures. His lawyer, Bruce Simpson, has been told that Mr. Baker may not begin to get disability payments for up to 18 months. If he is judged 100 percent disabled, he will then get a maximum of $2,100 a month.
Baker, der verheiratet ist und einen 14-jährigen Sohn hat, ist jetzt arbeitslos, muss neun rezeptpflichtige Medikamente am Tag nehmen und leidet immer noch unter häufigen Anfällen. Sein Anwalt Bruce Simpson erfuhr, dass Baker vor Ablauf von bis zu 18 Monaten kein Arbeits-Unfähigkeitsgeld bekommen kann. Wenn er als zu 100 Prozent erwerbsunfähig anerkannt wird, bekommt er maximal 2.100 $ im Monat.

If the U.S. military treats one of its own soldiers this way — allowing him to be battered, and lying to cover it up — then imagine what happens to Afghans and Iraqis.
Wenn das US-Militär einen seiner eigenen
Soldaten so behandelt, ihn verprügeln lässt und das Ganze dann auch noch unter den Teppich kehrt, dann  kann man sich vorstellen, was Afghanen und Irakis passiert.

President Bush attributed the problems uncovered at Abu Ghraib to "a few American troops who dishonored our country." Mr. Bush, the problems go deeper than a few bad apples. 
Präsident Bush schob die in Abu Ghraib aufgedeckten Probleme "einigen wenigen amerikanischen Truppen" in die Schuhe, "die unserem Land Schande bereitet haben". Mr. Bush, die Probleme gehen tiefer als nur bis zu ein paar faulen Äpfeln...

 © 2004 The New York Times Company