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Ich über mich | Olympia 1972 |
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SAT 1 - "Die Kraft der Gefühle"?
hat es Sie nun auch endgültig erwischt? Da lese ich, dass SAT 1 im Herbst eine Eigenwerbeaktion plant mit dem umwerfenden Spruch "Powered by emotions". Mussten Sie mit Premiere World gleichziehen, die ja angesichts ihrer offensichtlich nach vielen Millionen zählenden englischsprachigen Kunden sich nichts Besseres einfallen ließen als "Your personal TV"? Wissen Sie
eigentlich, wie viele Menschen Sie mit dieser völlig
überflüssigen Schein-Weltläufigkeit vor den Kopf
stoßen? Haben Sie kein Gefühl dafür, wie
diskriminierend eine Äußerung wie die Ihres Pressesprechers
Zurstraßen ist (oder hat er sich schon,
um besonders modern zu wirken, in
"Tostreets" umbenannt???), so viel Englisch werde man ja doch wohl
noch verstehen? Welchen triftigen Grund kann es denn geben, für
ein deutschsprachiges
Fernsehprogramm in einem
deutschsprachigen Land in englischer Sprache zu werben? Haben Sie die Umfragen von RTL nicht registriert? (Zwei Drittel der Zuschauer lehnten den Gebrauch von englischen Begriffen, Wortteilen oder ganzen Sätzen in Fremdwerbung wie Eigenwerbung ab.) Erzählen
Sie mir jetzt bitte nicht, die jungen Menschen (Ihre
angeblich relevante Zielgruppe) wollten das so: Als jemand, der
beruflich Tag für Tag mit jungen Menschen
jeden Alters zu tun hat, kann ich Ihnen eindeutig sagen, dass die
meisten sich schlicht darüber
lustig machen und miteinander keinesfalls so sprechen, wie Ihre
Werbefuzzies und Marktstrategen sich
das vielleicht ausmalen. Vielleicht gibt es in Ihrem Haus noch Menschen, die bei aller Weltoffenheit, die ich bei einer Fernsehanstalt ohnehin voraussetze, noch nicht ganz die Erinnerung an die Wurzeln ihrer Kultur verloren haben und sich vorstellen können, dass ein Werbespruch wie "SAT 1 - Die Kraft der Gefühle" nicht schlechter ist als "powered by emotions", dafür aber von allen verstanden wird... Mit freundlichem
Gruß P.S. Der WDR hat mir vor einiger Zeit überzeugend, wenn auch nicht befriedigend, erläutert, warum WDR 2 (das Pop-Programm) eine "Hotline" hat, WDR 3 (das Kulturprogramm) dagegen ein "Hörertelefon". Vielleicht können Sie mich ja auch davon überzeugen, dass wir in Deutschland besser nur noch Englisch reden? |
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