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Clowning erobert die Tanzflächen



Thomas Johnson als "Tommy The Clown"
Thomas Johnson

"Wenn du aussiehst wie ein Idiot, der Krämpfe hat - dann machst du es richtig." So beschreibt Tommy the Clown das Clowning. Das ist eine bestimmte Art zu tanzen, die er mit erfunden hat. Jetzt auch als Bühnenshow.

Die Zuschauer im rappelvollen Berliner Hebbel-Theater empfangen ihn wie einen alten Bekannten: Thomas Johnson, alias Tommy the Clown, der derzeit heißeste Stern am HipHop-Himmel. Erfinder des Clowning, des wohl aufregendsten Tanzstils, seit Ende der 1970er-Jahre Breakdance die Szene aufmischte. Ein Clown im HipHop-Look: mit geschminktem Gesicht, riesiger bunter Perücke, übergroßer Jacke und unförmiger Hose. Oder eben ein HipHopper im

Clownkostüm. Sprühend vor Energie: "Die Show heute Abend wird voller Kraft sein, voller Energie. Und: Je mehr Energie ihr dazugebt - desto mehr bekommt ihr zurück!"
 

Es rauslassen

 

Dann beginnt ein Feuerwerk: Nacheinander kommen Tommys Tänzer auf die Bühne, die HipHopClowns. Teenager, elf Jahre alt die Jüngste. Zu donnernden Beats lassen sie ihre Oberkörper sekundenschnell beben, zittern, zucken. Dabei gehen sie zu Boden, als würden sie von Gewehrkugeln getroffen. Richten sich wieder auf, diesmal wie in Zeitlupe, alle Muskeln unter Hochspannung. Ihre Gesichter sind zu wütenden Grimassen verzerrt. Sie reißen die ausgestreckten Arme zum Takt der Beats vor und zurück, als kämpften sie mit bloßen Fäusten gegen eine ganze Schar von Gegnern.

 

"Die machen Clowning. Das besondere ist wahrscheinlich die Energie, die sie dabei versprühen. Viel positive Energie, aber auch aggressive Energie," sagt ein Zuschauer. Jeder hier im Saal spürt, dass die Clowner Wut aus sich heraustanzen. Wut auf die Armut, Gewalt und Bandenkriminalität, die das Leben in den Vierteln prägen, aus denen die Tänzer stammen.


Auch Madonna macht mit

 

Entstanden ist das Clowning in den 1990er-Jahren in

South Central Los Angeles, einem der ärmsten schwarzen Viertel der Stadt. Tommy Johnson - der eben aus dem Gefängnis entlassene ehemaliger Drogendealer -

Hau 1 Berlin
Szenefoto aus dem HAU1 in Berlin

verdiente sich sein Geld als Clown auf Kindergeburtstagen. Er peppte seine Auftritte mit akrobatisch-verrückten Tanzbewegungen auf. Immer mehr Kids machten ihn nach, entwickelten daraus einen neuen Tanzstil: eine Mischung aus Breakdance, HipHop und afrikanischen Stammestänzen.

Inzwischen zeigen Stars wie Missy Elliot, die Black Eyed Peas und sogar Madonna die ultraschnellen aggressiven Tanzbewegungen in ihren Videos. Clowning erobert die Tanzflächen der Welt, erzählt Tommy the Clown: "Es kann überall auf der Welt funktionieren. Es hat sich auch schon ausgebreitet. Ich kenne Clowns in Japan, Clowns überall in verschiedenen Städten. Sie übernehmen die Art, sich die Gesichter zu bemalen, die Kleidung. Jetzt haben wir zum ersten Mal eine Bühnenshow gemacht - extra für Berlin. Und es war einfach unglaublich zu sehen, dass die Leute hier fast mehr Spaß mit uns hatten als wir selbst. Ich bin glücklich."

 

Spätestens, als Tommy the Clown auch in Berlin die Battle Zone eröffnet - den Tanz-Wettkampf, in dem die Clowner um den größten Applaus gegeneinander tanzen -, ist jeder im Saal im Clowning-Fieber. Einige Kids stürmen die Bühne, zucken, stampfen, wirbeln mit den Armen in der Luft - angefeuert von den HipHopClowns und vom Publikum. Clowning ist heiß. Auch in Berlin. Sie wussten es längst.

 

Lydia Heller (für Deutsche Welle)
http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,1907869,00.html


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