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Spielberg verfilmt Geiseldrama der Olympischen Spiele 1972

DruckenMünchen, 22.04.2004   17:35 Uhr


Die "heiteren Spiele" hatten am 5. September 1972 ein jähes Ende: Palästinensische Terroristen nahmen die israelische Mannschaft als Geiseln, bei der missglückten Befreiungsaktion starben alle Entführten. Spielberg will den "Tag im September" nun, unter anderem mit Ben Kingsley, verfilmen.

NINA BERENDONK, PHILIP WOLFF

 
 

Ein zerstörter Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes nach der gescheiterten Geiselbefreiung auf
dem Flughafen Fürstenfeldbruck.

Foto: dpa

 

Der Hollywood-Regisseur Steven Spielberg wird seinen nächsten Film voraussichtlich in München drehen. Wie sein Studio Dreamworks im kalifornischen Glendale bestätigte, plant der 57-Jährige, die blutige Tragödie des Geiseldramas während der Olympischen Spiele 1972 in München zu verfilmen.

Am 5. September vor 32 Jahren hatte das palästinensische Kämpfer-Kommando „Schwarzer September“ das Mann- schaftsquartier der israelischen Sportler im Olympischen Dorf überfallen, zwei Athleten erschossen und neun weitere Sportler als Geiseln genommen. Damit wollten die Untergrundkämpfer die Freilassung inhaftierter Palästinenser in Israel erzwingen. Der Versuch der Polizei, die Geiseln zu befreien, endete in einem Blutbad. Alle Geiseln, fünf Palästinenser und ein Polizist starben auf dem Flughafen von Fürstenfeldbruck.

Beginn der Dreharbeiten zum jüdischen Geschichts-Drama soll im Juni sein. Zurzeit bereist Spielberg Polen und anschließend andere europäische Länder, um weitere geeignete Drehorte zu finden. An den Münchner Originalschauplätzen allein soll der Film demnach offenbar nicht entstehen – und auch die Besetzung der Rollen steht noch nicht abschließend fest: Dreamworks bestätigte lediglich Überlegungen des Hollywood-Regisseurs, den britischen Schauspieler Ben Kingsley mit der Hauptrolle zu betrauen. Kingsley ist bekannt aus Filmen wie „Ghandi“ und „Schindlers Liste“ – dem ersten jüdischen Geschichtsdrama Spielbergs von 1993 über den Holocaust und die Rettung von Juden vor der Deportation.
Mit Informationen rund um sein neues Projekt hält sich der Regisseur noch weitgehend zurück.

Nicht einmal einen Titel für das Olympia-Drama gab er bislang bekannt. Das Drehbuch, so viel ist lediglich zu erfahren, soll der US-Autor Eric Roth verfasst haben, der bereits die Skripts zu „Forrest Gump“, dem „Pferdeflüsterer“ und zu „Ali“ geschrieben hatte.

Spielberg selbst, der zurzeit den Film „The Terminal“ fertig stellt, will sich zu den Plänen um die Münchner Geschichte öffentlich noch nicht äußern. Unklar ist auch, ob Spielberg bereits in München war, um die Originalschauplätze anzuschauen. Wie es aus dem Umfeld der Betriebsgesellschaft des Olympischen Dorfes heißt, hat bereits der Scout einer deutschen Produktionsfirma Interesse an einem Dreh auf dem Olympia-Gelände angemeldet. Die Gesellschaft ist für die Erteilung von Drehgenehmigungen auf den Freibereichen zuständig; sollte Spielberg in Apartments des Olympischen Dorfes filmen wollen, müsste er auch die Erlaubnis ihrer Besitzer und Bewohner einholen.

Die vier Wohnungen, in denen sich die Geiselnahme damals abgespielt hat, sind im Besitz der Max-Planck-Gesellschaft – sie bringt dort Gastwissenschaftler unter.

Der Mitarbeiter der deutschen Produktionsfirma soll angegeben haben, ein berühmter Regisseur wolle den Originalschauplatz besichtigen – nachts, um kein Aufsehen zu erregen. Nachdem sich seit gestern Morgen – angestoßen durch eine Meldung des amerikanischen Film-Magazins Variety – mehrere internationale Medien nach den Filmplänen Spielbergs in Deutschland erkundigten, fühlt man sich im Olympischen Dorf nun schlecht informiert.

Anja Metzger vom Film-Fernseh-Fonds Bayern hält es für unwahrscheinlich, dass der große Meister Spielberg sich bereits in einer Nacht- und Nebelaktion im Olympischen Dorf herumgeschlichen haben könnte. Metzger arbeitet für die Film Commission des Fonds, die die Informations- und Anlaufstelle für alle Dreharbeiten in Bayern ist.

Mit ihren Kontakten zu den bayerischen Behörden hilft die Commission vor allem ausländischen Produktionsfirmen, Filmschauplätze in Bayern zu finden und die nötigen Drehgenehmigungen zu erhalten. „Wenn Spielberg in den vergangenen Wochen in München gewesen wäre, hätten wir das garantiert mitbekommen“, sagt Metzger – umso sicherer, als der so genannte „Schwarze Dienstag“ im Jahre 1972 ein besonders für Bayern heikles Thema sei.

Bislang gibt es zwei Filme, die sich mit dem Geiseldrama von 1972 beschäftigen: 1976 entstand das US-Fernsehdrama „21 Hours at Munich“; die britisch-schweizerische Koproduktion „Ein Tag im September“, die im Jahr 2000 in der ARD lief, wurde mit einem Oscar ausgezeichnet.