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Ein zerstörter Hubschrauber
des Bundesgrenzschutzes nach der gescheiterten Geiselbefreiung auf
dem Flughafen Fürstenfeldbruck.
Foto: dpa
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Der
Hollywood-Regisseur Steven Spielberg wird seinen nächsten Film
voraussichtlich in München drehen. Wie sein Studio Dreamworks im
kalifornischen Glendale bestätigte, plant der 57-Jährige, die
blutige Tragödie des Geiseldramas während der Olympischen
Spiele 1972 in München zu verfilmen.
Am 5. September vor 32 Jahren hatte das palästinensische
Kämpfer-Kommando „Schwarzer September“ das Mann- schaftsquartier
der israelischen Sportler im Olympischen Dorf überfallen, zwei
Athleten erschossen und neun weitere Sportler als Geiseln genommen.
Damit wollten die Untergrundkämpfer die Freilassung inhaftierter
Palästinenser in Israel erzwingen. Der Versuch der Polizei, die
Geiseln zu befreien, endete in einem Blutbad. Alle Geiseln, fünf
Palästinenser und ein Polizist starben auf dem Flughafen von
Fürstenfeldbruck.
Beginn der Dreharbeiten zum jüdischen Geschichts-Drama soll im
Juni sein. Zurzeit bereist Spielberg Polen und anschließend
andere europäische Länder, um weitere geeignete Drehorte zu
finden. An den Münchner Originalschauplätzen allein soll der
Film demnach offenbar nicht entstehen – und auch die Besetzung der
Rollen steht noch nicht abschließend fest: Dreamworks
bestätigte lediglich Überlegungen des Hollywood-Regisseurs,
den britischen Schauspieler Ben Kingsley mit der Hauptrolle zu
betrauen. Kingsley ist bekannt aus Filmen wie „Ghandi“ und „Schindlers
Liste“ – dem ersten jüdischen Geschichtsdrama Spielbergs von 1993
über den Holocaust und die Rettung von Juden vor der Deportation.
Mit Informationen rund um sein neues Projekt hält sich der
Regisseur noch weitgehend zurück.
Nicht einmal einen Titel für das Olympia-Drama gab er bislang
bekannt. Das Drehbuch, so viel ist lediglich zu erfahren, soll der
US-Autor Eric Roth verfasst haben, der bereits die Skripts zu „Forrest
Gump“, dem „Pferdeflüsterer“ und zu „Ali“ geschrieben hatte.
Spielberg selbst, der zurzeit den Film „The Terminal“ fertig stellt,
will sich zu den Plänen um die Münchner Geschichte
öffentlich noch nicht äußern. Unklar ist auch, ob
Spielberg bereits in München war, um die Originalschauplätze
anzuschauen. Wie es aus dem Umfeld der Betriebsgesellschaft des
Olympischen Dorfes heißt, hat bereits der Scout einer deutschen
Produktionsfirma Interesse an einem Dreh auf dem Olympia-Gelände
angemeldet. Die Gesellschaft ist für die Erteilung von
Drehgenehmigungen auf den Freibereichen zuständig; sollte
Spielberg in Apartments des Olympischen Dorfes filmen wollen,
müsste er auch die Erlaubnis ihrer Besitzer und Bewohner einholen.
Die vier Wohnungen, in denen sich die Geiselnahme damals abgespielt
hat, sind im Besitz der Max-Planck-Gesellschaft – sie bringt dort
Gastwissenschaftler unter.
Der Mitarbeiter der deutschen Produktionsfirma soll angegeben haben,
ein berühmter Regisseur wolle den Originalschauplatz besichtigen –
nachts, um kein Aufsehen zu erregen. Nachdem sich seit gestern Morgen –
angestoßen durch eine Meldung des amerikanischen Film-Magazins
Variety – mehrere internationale Medien nach den Filmplänen
Spielbergs in Deutschland erkundigten, fühlt man sich im
Olympischen Dorf nun schlecht informiert.
Anja Metzger vom Film-Fernseh-Fonds Bayern hält es für
unwahrscheinlich, dass der große Meister Spielberg sich bereits
in einer Nacht- und Nebelaktion im Olympischen Dorf herumgeschlichen
haben könnte. Metzger arbeitet für die Film Commission des
Fonds, die die Informations- und Anlaufstelle für alle
Dreharbeiten in Bayern ist.
Mit ihren Kontakten zu den bayerischen Behörden hilft die
Commission vor allem ausländischen Produktionsfirmen,
Filmschauplätze in Bayern zu finden und die nötigen
Drehgenehmigungen zu erhalten. „Wenn Spielberg in den vergangenen
Wochen in München gewesen wäre, hätten wir das
garantiert mitbekommen“, sagt Metzger – umso sicherer, als der so
genannte „Schwarze Dienstag“ im Jahre 1972 ein besonders für
Bayern heikles Thema sei.
Bislang gibt es zwei Filme, die sich mit dem Geiseldrama von 1972
beschäftigen: 1976 entstand das US-Fernsehdrama „21 Hours at
Munich“; die britisch-schweizerische Koproduktion „Ein Tag im
September“, die im Jahr 2000 in der ARD lief, wurde mit einem Oscar
ausgezeichnet.
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